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„Wir können das Buch jetzt wieder selbst lesen“

Dorit Gropp stellte das neu aufgelegte Buch von Aimé Bonifas vor

Neuauflage der Erinnerungen des Laura-Überlebenden Aimé Bonifas in der Gedenkstätte Laura vorgestellt

Saalfeld. „Vielen Dank, dass wir die Gelegenheit bekommen haben, Aimé Bonifas wieder selbst zu lesen“, mit diesen Worten drückte Oberkirchenrat i.R. Ludwig Große am Montagabend bei der Vorstellung der Neuausgabe des Buches „Häftling 20801“ seinen Dank aus – und sprach damit allen Anwesenden aus der Seele. Gemeinsam mit Rosemarie Schoeps, der Witwe des früheren Lichtentanner Pfarrers Hans-Joachim Schoeps, die aus Bad Staffelstein angereist war, gehörte er zu den Zeitzeugen, die über ihre Begegnung mit dem 2013 verstorbenen KZ-Überlebenden berichteten.

Fast 50 Interessierte waren der Einladung des Fördervereins Gedenkstätte Laura e.V. zur Vorstellung des Buches von Aimé Bonifas gefolgt, der darin eindrücklich seine Erlebnisse und den täglichen Kampf ums Überleben im deutschen KZ-System und insbesondere im Buchenwald-Außenlager Laura schildert.

Im Mittelpunkt standen schließlich die emotional bewegenden Worte von Ludwig Große. Als Saalfelder Superintendent war er 1985 zusammen mit seinem Stellvertreter Pfarrer Schoeps Gastgeber für Aimé Bonifas. Große und Schoeps hatten den Bericht von Bonifas, als er 1943 Weihnachten lediglich die Kirchenglocken aus Schmiedebach hörte und sich fragte, was das für eine Gemeinde sei und dass er sie gerne kennen lernen würde, zum Anlass genommen, um ihn in diese Gemeinde einzuladen. Und Bonifas folgte dieser Einladung.

„Durften wir ihm das zumuten? Woher nahm er die Kraft und die Ruhe, da hin zu gehen? fragten wir uns“, so Große. „Aber Aimé Bonifas wollte das.“ Bei der gemeinsamen Feier eines Gottesdienstes in Schmiedebach hielt Pastor Bonifas selbst die Predigt, gemäß seiner Überzeugung, das Wort der Freiheit des Evangeliums weiter zu geben.

Die Neuausgabe des Buches bietet nun die Möglichkeit, Bonifas in seinen eigenen Worten zu erleben – in einem Bericht, den er eigentlich nur für seine Freunde und Familie aufgeschrieben hat und den er überhaupt nicht veröffentlichen wollte.

Rechtzeitig zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald und des Außenlagers Laura ist es dem Förderverein gelungen, eine gediegene Neuausgabe des Buches heraus zu geben. In der DDR war der Bericht von Bonifas in vier Auflagen erschienen, im französischen Original sind es fünf. „Allein zwei Jahre haben wir – namentlich Carsten Reitz – wegen der Rechte recherchiert“, erläuterte Vereinsvorsitzende Dorit Gropp in ihrem kurzen Werkstattbericht zur Entstehung des Buches. Der Beschluss der Mitgliederversammlung und die „sehr gute“ Zusammenarbeit mit dem Westkreuz-Verlag folgten. In der Titelgestaltung entschieden sich die Herausgeber, dem Orginal zu folgen, weil es „die Grundgedanken von Aimé Bonfias widerspiegelt“: Abgebildet ist ein Altarkreuz, das den Stacheldraht durchdringt – und das den Altarraum der erst 1966 in Weimar-Schöndorf geweihten Stephanuskirche darstellt – einer der wenigen Kirchenneubauten in der DDR. Eingeweiht worden war die Kirche vom damaligen Thüringer Landesbischof Dr. Moritz Mitzenheim, der schon der ersten Auflage des Buches ein Geleitwort mitgegeben hatte.

Damit stellte Dorit Gropp gleich den Bezug zur Gegenwart her: Sie hatte am Wochenende Kontakt zu der Weimarer Kirchgemeinde aufgenommen. Dort soll demnächst ebenfalls eine Buchvorstellung stattfinden – und möglicherweise ein Gemeindeausflug zur Gedenkstätte Laura.

Der Plauener Liedermacher Jens Bühring umrahmte die Veranstaltung musikalisch mit einem jiddischen Lied aus dem Ghetto von Vilnius „Unter Deinen weißen Sternen“ und dem Song von Eric Bogle „Zu jedem braven Mann“. Dorit Gropp las sodann aus den Laura-Passagen des Buches und erläuterte die Dokumente, aus der Zeit der Besuche von Bonifas in Deutschland, die ausgestellt waren.

Das Buch ist in der KZ-Gedenkstätte und im Buchhandel zum Preis von 12,90 Euro erhältlich und kann auch direkt beim Verlag www.westkreuz-verlag.de bestellt werden.

Martin Modes
Presse- und Kulturamt