Chronik des Lagers
1943
21. September
Eintreffen der ersten 100 Häftlinge im künftigen Außenlager Laura (La, Lr). Die Leitung des Lagers übernehmen die bereits in Buchenwald für ihre Brutalität berüchtigten SS-Obersturmführer Wolfgang Plaul als Lagerkommandant und SS-Oberscharführer Karl Schmidt als Lagerführer.
September und Oktober
In mehreren Transporten treffen über 750 weitere Häftlinge ein. Sie schlafen zunächst in einer ehemaligen Schieferspalthütte auf dem Betriebsgelände des Oertelsbruchs.
13. Oktober
Erstes Todesopfer unter den Häftlingen, der dreißigjährige Franzose Albert Depalle. Die Toten des Lagers werden nach Buchenwald transportiert und dort verbrannt.
Mitte Oktober
Ankunft von 170 italienischen Militärinternierten (IMI). Die ehemaligen Verbündeten werden von den deutschen Wachmannschaften und Kapos sehr schlecht behandelt. Ein großer Teil fällt den katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen und den Misshandlungen zum Opfer.
Anfang November
Umzug des Lagers in das umgebaute Landwirtschaftsgut der Firma Oertel am Rande des Schieferbruchs.
November/ Dezember
Mit Einbruch des Winters und infolge der ununterbrochenen Zwangsarbeit steigt die Zahl der Toten auf 51 im November und über 90 im Dezember.
13. Dezember
104 kranke Häftlinge werden am 13. Dezember nach Buchenwald verlegt.
14./ 15. Dezember
Es befinden sich 1.227 Häftlingen in Laura, die höchste Zahl in der Geschichte des Lagers.
1944
26. Januar
Die Herstellung von Flüssigsauerstoff beginnt.
30. Januar
Erster Brenntest eines Raketentriebwerks im Vorwerk Mitte.
Januar bis März
Mit mindestens 126 Toten im Januar und jeweils rund 110 im Februar und März erreicht die Sterblichkeit im Lager ihren Höhepunkt, bis Ende März stirbt ein Drittel der Häftlinge.
31. März
150 Arbeitsunfähige werden nach Bergen-Belsen geschickt, viele der Häftlinge im Lager sind vollkommen erschöpft oder schwerkrank.
April / Mai
400 Häftlinge werden nach Mittelbau-Dora überstellt, 154 Kranke nach Bergen-Belsen. Die Häftlingszahl in Laura sinkt auf rund 650 bis 900. Das Ende der schweren Bauarbeiten und der verstärkte Einsatz der Häftlinge im Produktions- und Testbetrieb führen zu einer allmählichen Verbesserung der Lebensbedingungen.
27. Juni
Die überlebenden italienischen Militärinternierten werden nach Buchenwald überstellt. Laut Untersuchung des Lagerarztes sind 21 der 77 Männer für mindestens sechs Wochen nicht transportfähig.
Sommermonate
Lagerkommandant Plaul wird durch SS-Sturmscharführer Leible ersetzt, der laut Augenzeugenberichten weniger brutal auftritt. Die Wachmannschaften werden zum Teil gegen zur SS überstellte Luftwaffenangehörige ausgetauscht, was die Behandlung der Häftling geringfügig verbessert.
ab Juni
Das Lager ist mit ca. 250 bis 500 Häftlingen belegt. In dieser Zeit gilt Laura als Außenlager mit höheren Überlebenschancen.
August
Das Werk im Oertelsbruch beginnt mit der Lieferung von Flüssigsauerstoff an Fronteinheiten.
7. September
Erster militärischer Einsatz der V2 gegen Paris und London.
1945
30. Januar
Ankunft von 195 jüdischen Häftlingen aus Częstochowa (Tschenstochau) über das Stammlager Buchenwald. Die Zahl der Insassen steigt auf knapp 700.
7. April
Der Franzose Bernard Courier ist der letzte Tote im Lager. Am selben Tag fliehen sechs Häftlinge erfolgreich durch einen Stollen.
13. April
Das Lager, in dem sich noch 672 Häftlinge befinden, wird zwangsweise geräumt, ca. 600 bis 650 Häftlinge in Richtung Wurzbach in Marsch gesetzt. Am selben Tag befreien amerikanische Truppen das Lager, in dem ein Teil der Wachmannschaften unter Lagerkommandant Leible und eine Anzahl marschunfähiger Häftlinge zurückgeblieben sind.
19. April
Ankunft von 579 Häftlingen in Dachau-Allach. Mehrere Dutzend Häftlinge sind unterwegs geflohen oder den Strapazen und Misshandlungen durch die Wachmannschaften zum Opfer gefallen. In den Folgetagen müssen jüdische Laura-Häftlinge an den Evakuierungstransporten von Dachau teilnehmen.
30. April
Befreiung des Konzentrationslagers Dachau bei München. Unter den Geretteten sind auch viele Häftlinge aus Laura. In Berlin begeht Adolf Hitler Selbstmord.
8. Mai
Kapitulation des Deutschen Reiches.