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Schüler besichtigen ein Triebwerk der Rakete A4.
Das originale A4-Raketentriebwerk ist eine Dauerleihgabe der Gedenkstätte Mittelbau-Dora (Foto: A. Kreher)

Zwangsarbeit für die Vergeltungswaffe 2

Aggregat 4, kurz A4, war die Bezeichnung der weltweit ersten voll funktionstüchtigen Fernrakete. Sie wurde in der Heeresversuchsstelle Peenemünde von einer Gruppe um Wernher von Braun entwickelt. Joseph Goebbels wird die Waffe später als "Vergeltungswaffe 2" (V2) bezeichnen. Die Produktion der Rakete wurde auf verschiedene Standorte verteilt. Hierbei kamen tausende KZ-Häftlinge zum Einsatz. In den Anlagen des Rüstungsbetriebs Vorwerk Mitte in Lehesten wurden Triebwerke für V2-Raketen erprobt und Treibstoffe für die Rakete produziert. 

Vorgeschichte der A4/V2-Produktion

ab 1936

Die Versuchsstelle Peenemünde (später Heeresversuchsanstalt/ Heeresanstalt Peenemünde bzw. Heimat-Artillerie-Park) wird zum Zentrum der deutschen Forschung an einer militärischen Fernrakete.

3. Oktober 1942

Erster erfolgreicher Start einer Fernrakete vom Typ Aggregat 4 (A4), später bekannt als Vergeltungswaffe 2 (V2) in Peenemünde.

April 1943

Grundsätzliche Entscheidung, die geplante Massenfertigung zum erheblichen Teil durch KZ-Häftlinge durchführen zu lassen. In Peenemünde müssen im Sommer 1943 über 4.000 Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter sowie rund 600 KZ-Häftlinge für die Deutschen arbeiten.

Juni und August 1943

Schwere alliierte Luftangriffe auf die künftigen Fertigungswerke der A4 und auf Peenemünde (17./18. August).

26. August 1943

Entscheidung, die Fertigung der A4/ V2 in den Kohnstein bei Nordhausen zu verlegen. Am 28. August treffen die ersten 107 KZ-Häftlinge im neuen Außenlager Dora-Mittelbau ein.

    

Gründung des Rüstungswerkes Vorwerk Mitte Lehesten

Anfang September 1943

Die Geschäftsleitung der Firma Karl Oertel Schieferbrüche Lehesten G.m.b.H. erhält den Auftrag, sich für die Aufnahme einer Verlagerung zu Rüstungszwecken im Oertelsbruch (Deckname „Rotbutt“) bereitzuhalten.

15. September 1943

Verpachtung des Hauptbetriebes der Firma Oertel auf unbestimmte Zeit für „kriegswichtige Sonderzwecke“ für jährlich 168.750 Reichsmark. Der schriftliche Pachtvertrag wird im Januar 1944 unterzeichnet. Pächter wird die neu gegründete Steinbruch-Verwertungs G.m.b.H., Lehesten. Neben Inventar und Immobilien wird die gesamte Belegschaft übernommen. Auch die von der Firma eingesetzten Zwangsarbeiter müssen für das Rüstungswerk arbeiten. Die Tarnbezeichnung der Anlage lautet Vorwerk Mitte/Vorwerk Mitte Lehesten (VM/ VML oder Vorwerk Lee). Zweck der Anlage ist neben der Erprobung von Triebwerken für V2-Raketen die Produktion von Flüssigsauerstoff und Stickstoff.